Die Stile Martin Heideggers.Aspekte des Schreibens und LesensWien, 23. - 25. Sept. 2009
Eine Veranstaltung des „Interdisziplinäre Forum .UND.“
Konzeption und Organisation: Patrick Baur, Bernd Boesel und Matthias Flatscher
Heideggers Ringen um das „Wie des Sagens“ weist einen eigenwilligen Duktus und einen oftmals sehr freien, zuweilen auch gewaltsamen Umgang mit der deutschen Sprache auf, die seit den ersten Veröffentlichungen wohl auf ebenso viel Faszination wie Ablehnung gestoßen sind. Selten aber hat man sich bisher mit der Frage auseinandergesetzt, wie sehr Heideggers Schreibstile mit der Art seines Denkens sowie mit der Eigenwilligkeit seiner Lektüren älterer Dichter und Philosophen korrelieren, wie sehr Denken, Lesen und Schreiben bei ihm also ein unauflösbares Geflecht bilden. Heideggers Sprache ist dabei nicht nur auf einer semantischen und grammatischen Ebene untersuchenswert; auch was die Vielfalt der von ihm verwendeten Gattungen betrifft, sticht er aus der akademischen Landschaft, der er selber ja die längste Zeit angehörte, heraus. Der formal strenge Aufbau von Sein und Zeit erscheint im Rückblick als beinahe untypisch für sein Schaffen, das sich auf Vorlesungs- und Seminartexte, Aufsätze, Vorträge, Briefe sowie auf Fragmentsammlungen, Dialoge und zahlreiche Gedichte erstreckt. Die fortlaufende Veröffentlichung der Gesamtausgabe macht es zunehmend schwierig bis unmöglich, hier überhaupt noch zwischen Haupt- und Nebenwerken zu unterscheiden. Herkömmliche Gattungsgrenzen werden in Heideggers Texten außer Kraft gesetzt.
Es stellt sich dabei die Frage, wie in einer Lektüre mit den Texten umgegangen werden soll, um das zu-Sagende Heideggers vernehmbar zu machen. Ziel des Wiener Symposions ist es daher, den stilistischen und performativen Aspekten die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, anstatt sie weiterhin als bloße Äußerlichkeiten auf Heideggers Denkweg zu betrachten. Angesichts der Wirkmächtigkeit der französischen Heidegger-Rezeption, die ja in methodischer Weise an Fragen des Lesens und Schreibens sowie der Performativität der Sprache gekoppelt ist, erscheint diese Aufarbeitung auch im deutschsprachigen Kontext längst überfällig.
Mittwoch, 23. September 2009
15.00 Eröffnung der Tagung
15.30 Peter Trawny (Wuppertal) „Stilus“ (Moderation Flatscher)
16.45 Arno Böhler (Wien) „In-sein. Heideggers Einübung in ein elementares Wohnen inmitten der Physis“ (Moderation Boesel)
Gemeinsames Abendessen der ReferentInnen
Donnerstag, 24. September 2009
9.00 Peter Zeillinger (Wien) „Über das Lesen. Heidegger und die Vermeidung des Aussagesatzes“ (Moderation Boesel)
10.15-10.30 Kaffeepause
10.30 Matthias Flatscher (Wien) „(V)Ergangene Geistergespräche. Heideggers Dialoge“ (Moderation Baur)
11.45 Martina Roesner (Berlin) „Zwischen Transzendentalphänomenologie und Spekulation. Zu den funktionalen Wandlungen tautologischer Satzstrukturen in Heideggers Denken“ (Moderation Flatscher)
13.00-14.30 Mittagspause
14.30 Patrick Baur (Freiburg) „Unterschiede in der Einfachheit des Sagens. Zur Herkunft von Heideggers Spätstil“ (Moderation Boesel)
15. 45 -16.00 Kaffeepause
16.00 Susanna Lindberg (Helsinki) „Writing against Hegel“ (Moderation Baur)
17.15 Adrian Navigante (Darmstadt) „Rückkehr des Denkens zu sich selbst: zu Heideggers Destruktion des Deutschen Idealismus“ (Moderation Flatscher)
25. September 2009
9.30 Bernd Boesel (Wien) „Einübung ins Entrücktsein - Heideggers eigensinnige Praxis der Seelsorge“ (Moderation Baur)
10.45-11.00 Kaffeepause
11.00 Artur Boelderl (Linz) „Die Stille Martin Heideggers“ (Moderation Flatscher)
12.15 Schlussworte – Ende der Tagung
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